Frauen-Kultur-Archiv

Gedanken und Einfälle kreativer Frauen

Edith Stein

Philosophin, Pädagogin, Ordensfrau  (1891 – 1942)

 

„Die Zeit ist in der Ewigkeit und hört in ihr niemals auf. Und was in der Zeit ist, ist eben damit in der Ewigkeit, aber es ist anders in der Ewigkeit, als es in der Zeit ist.“ (1)

 

„Die menschliche Person besitzt nicht genügend Weite, um die ganze Welt entgegen zu nehmen; genügend Tiefe, um alle Rangstufen des Seienden zu erfassen; genügend Beweglichkeit und Kraft, um von allem lebendig innerlich ergriffen und zum praktischen Wirken getrieben zu werden. Tiefe, Spannweite, Kraft – je nach den Individuen verschieden – umschreiben das Seinsmaß, das den einzelnen Personen eigen ist, und damit die Möglichkeiten der Auswirkung dessen, was die Person in sich ist, im aktuellen Leben.“ (2)

 

„Es ist etwas völlig anderes, ob jemand an andern innerlich wächst oder sich ihnen äußerlich angleicht. Es ist kraft der personalen Freiheit möglich, die Verhaltungsweisen anderer Menschen in der eigenen Lebensaktualität nachzubilden und dadurch auch evtl. zu einer gewissen, die andern nachbildenden Prägung zu gelangen; Analoges ist auf Grund von unwillkürlicher Nachahmung möglich. In beiden Fällen handelt es sich um eine Entwicklung, der keine innere Entfaltung zugrunde liegt, um eine Schein-Bildung.“ (3)

 

„Was als Aufbaustoff für die Seele in Betracht kommt, das wird in ihr Innerstes aufgenommen und verwächst mit ihr. So wächst die Seele, wird reich und weit, zugleich wächst aber damit die Welt, in die sie erkennend hineinschaut und in die sie […] gestaltend eingreifen kann.“ (4)

Quellen

(1) Edith Stein: „Potenz und Akt. Studien zu einer Philosophie des Seins“. In: Edith Steins Werke. Freiburg im Breisgau 1998, Bd. 18, S. 140.
(2) Ebd., S. 133.
(3) Ebd., S. 275.
(4) In: „Ganzheitliches Leben. Schriften zur religiösen Bildung“. In: Edith Steins Werke. Freiburg im Breisgau 1998, Bd.12, S. 29.