Frauen-Kultur-Archiv

Gedanken und Einfälle kreativer Frauen

Franziska Gräfin zu Reventlow

Autorin, Übersetzerin, Malerin (1871 – 1918)

„Dazu kommt noch das Geschrei nach Abschaffung der Prostitution, die doch das einzige Mittel ist, die Gesellschaft einigermaßen so zu erhalten, wie es allen wünschenswert erscheint. […] Es sind fast immer Frauen, die dafür eintreten, und zwar meistens solche, die das Leben vom Teetisch aus beurteilen.“ (1)

 

 

„Wer […] dabei bleibt, daß die Prostitution in direktem Gegensatz zu der eigentlichen Natur des Weibes steht, der tue einmal die Augen auf, um zu sehen, wie zahllose ‚anständige’ und geachtete Frauen in der Ehe vollständig das Leben einer Prostituierten führen mit dem einzigen Unterschied, daß es nur ein Mann ist, anstatt mehrerer, dem sie sich tagtäglich ohne Liebe und ohne Sinnlichkeit hingeben, und der sie dafür versorgen muß – ohne daß sich ihr Gefühl jemals dagegen empört.“ (2)

 

 

„Die Hetären des Altertums waren freie, hochgebildete und geachtete Frauen, denen niemand es übel nahm, wenn sie ihre Liebe und ihren Körper verschenkten, an wen sie wollten und so oft sie wollten und die gleichzeitig am geistigen Leben der Männer mit teilnahmen. Das Christentum hat statt dessen die Einehe und – die Prostitution geschaffen.“ (3)

 

 

„Wir werden uns dabei unbedingt in einen schroffen Gegensatz zu der Erziehungsmethode stellen müssen, die in allen guten Familien üblich ist und deren Hauptcharakteristikum das Verschleiern und Vertuschen aller das Geschlechtsleben betreffenden Fragen ist.“ (4)

 

Quellen

(1) Aus: „Das Männerphantom der Frau“ in: Franziska Gräfin zu Reventlow: „Autobiographisches: Novellen, Schriften. Selbstzeugnisse, hrsg. von Else Reventlow, Frankfurt/M. 1986, S: 233.

(2) Ebd., S. 233f.

(3) Aus: „Viragines oder Hetären?“ in: Franziska Gräfin zu Reventlow: „Autobiographisches: Novellen, Schriften. Selbstzeugnisse“, hrsg. von Else Reventlow, Frankfurt/M. 1986, S. 247.

(4) Aus: „Erziehung und Sittlichkeit“ in: Franziska Gräfin zu Reventlow: „Autobiographisches: Novellen, Schriften. Selbstzeugnisse“, hrsg. von Else Reventlow, Frankfurt/M. 1986, S. 250.