Frauen-Kultur-Archiv

Gedanken und Einfälle kreativer Frauen

Germaine de Staël

Autorin, Salonière (1766 – 1817)

„Es gibt in Frankreich über jeden Gegenstand soviel fertige Phrasen, daß mit ihrer Hilfe auch ein Dummkopf eine Zeitlang ganz vortrefflich redet und sogar für einen Augenblick einem Mann von Geist gleicht. In Deutschland würde ein Unwissender nicht wagen, seine Ansicht über irgendeine Sache in sicherm Ton vorzutragen […]. In Deutschland wissen nur die hervorragenden Menschen wirklich zu plaudern, während sich in Frankreich alle Welt darauf versteht.“ (1)

 

„Die Zeit gut auszufüllen, ist das Verdienst der Deutschen, sie vergessen zu machen, das Talent der Franzosen.“ (2)

 

„Die Nationen müssen einander als Führer dienen, und alle täten unrecht, wollten sie sich des Wissens berauben, das sie sich gegenseitig leihen können. Es liegt etwas sehr Eigentümliches in dem Unterschied eines Volkes von einem andern […]. Daher wird man in jedem Lande gut tun, wenn man fremde Gedanken aufnimmt, denn auf diesem Gebiete ist der Empfangende der Glücklichere.“ (3)

 

„Kommen Sie etwa nicht zu dem Schluß, daß die Freiheit etwas zu tun hat mit dem Interesse, das die Völker an ihrem Schicksal nehmen? […] Bonaparte, über den Gleichmut von Paris sehr wütend, hat seinen versammelten Höflingen gesagt: „Was fehlt ihnen denn? Was fehlt ihnen denn?“ Und niemand hat sich erhoben […], um ihm zu sagen: „die Freiheit, Bürger Konsul, die Freiheit!“ (4)

Quellen

(1) In: „Über Deutschland“, Stuttgart 1980, S. 98, <Erstausgabe: „De l’Allemagne“ 1813>.
(2) Ebd., S. 107.
(3) Ebd., S. 332.
(4) Brief an Jacob Henri Meister vom 23. Oktober 1801, in: Georges Solovieff (Hrsg.): „Madame de Staël. Kein Herz, das mehr geliebt hat. Eine Biographie in Briefen“, Frankfurt a. M. 1986, S. 138.