Frauen-Kultur-Archiv

Gedanken und Einfälle kreativer Frauen

Rahel Varnhagen

Deutsch-jüdische Prosaistin, Salonière (1771 – 1833)

„Einen gepackten Reisewagen und einen Dolch sollte ein jeder haben; daß, wenn er sich fühlt, er gleich abreisen kann.“ (1)

 

„Nun weiß ich mit einem Male, warum es mich so empört, wenn ein Mensch, was ihm ungesund ist, immer wieder genießt; nicht allein, weil es von der unangenehmsten Wirkung und tierisch ist; sondern weil es nicht einmal tierisch ist; die Tiere wissen, was ihnen heilsam ist, und vermeiden das Gegenteil.“ (2)

 

„Ein Stein kann eine Geschichte haben, aber nur eine Kreatur mit Bewußtsein ein Schicksal. Die meisten Menschen haben nur eine Geschichte.“ (3)

 

„[…] fürchterlich ist die Natur darin, daß eine Frau mißbraucht werden kann, und wider Lust und Willen einen Menschen erzeugen kann. Diese große Kränkung muß durch menschliche Anstalten und Einrichtungen wieder gut gemacht werden: und zeigt an, wie sehr das Kind der Frau gehört. Jesus hat nur eine Mutter. Allen Kindern sollte ein ideeller Vater konstituiert werden, und alle Mütter so unschuldig und in Ehren gehalten werden, wie Marie.“ (4)

 

„Ekel ist der grausamste Schmerz: er setzt voraus, dass man seinen Gegenstand nicht los werden kann.“ (5)

 

Quellen

(1) Eintrag vom 24.3.1800 in: Rahel Varnhagen: „Briefe und Aufzeichnungen“, hrsg. von Dieter Bähtz. Frankfurt a. M. 1986, S. 52.
(2) Eintrag von 1805 in: Rahel Varnhagen: „Briefe und Aufzeichnungen“, hrsg. von Dieter Bähtz. Frankfurt a. M. 1986, S. 75.
(3) Eintrag vom 7.2.1824 in: Rahel Varnhagen: „Briefe und Aufzeichnungen“, hrsg. von Dieter Bähtz. Frankfurt a. M. 1986, S. 318.
(4) Tagebucheintrag vom 17.5.1820 in: „Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde“. 3. Theil, Berlin 1834. In: Rahel Varnhagen: „Gesammelte Werke“, hrsg. von Konrad Feilchenfeldt u.a., Bd. 3, München 1983, S. 19.
(5)  In: Rahel Varnhagen. Briefe und Tagebücher aus verstreuten Quellen, hrsg. von Konrad Feilchenfeldt. München 1983, S. 28.