Frauen-Kultur-Archiv

Düsseldorfer Autorinnen der Gegenwart: in memoriam
Elisabeth Büning-Laube (1935-2005)

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Stimmen zur Autorin und zu ihrem Salon

Zu: „Geflochtene Zeit“ (2004)

Ein Spatz, der als Nachtigall erscheint – Elisabeth Büning-Laube las im Frauenbuchladen

Mehr als sieben Jahre leitete Elisabeth Büning-Laube den Salon KunstLive, bevor sie eine schwere Erkrankung an dessen Fortführung hinderte. Wieder genesen, stellte Büning-Laube im Frauenbuchladen in der Blücherstraße ihren neuen Lyrikband „Geflochtene Zeit“ vor, in dem sie in einer klaren poetischen Sprache die Jahreszeiten und ihr bisheriges Leben in verdichteter Form Revue passieren ließ.

Michael Serrer vom Literaturbüro und der Verleger Georg Aehling würdigten das Schaffen Elisabeth Büning-Laubes und führten in den neuen, mit einem Vorwort von Wilhelm Gössmann versehenen Lyrikband ein. Viele Hörerinnen und Hörer waren gekommen, frühere Salonbesucher und Kollegen, die erstmals im Salon KunstLive lasen, um den Gedichten ihrer Mentorin zu lauschen.

Die stellte sich, erneut lebenslustig und in ihrer unkonventionellen Art, als „Spatz“ vor, der vom verstoßenen Brot lebt und nun in einem anderen Federkleid erscheint. Aus den vier großen Kapiteln des Bandes, den Jahreszeiten gemäß eingeteilt, trug die Dichterin Elisabeth Büning-Laube im Wechsel mit der Schauspielerin Miriam Wiesemann ihre Naturbeobachtungen vor, die auch ungewöhnliche Metaphern nicht scheuen. „Es liegt alles an der Verkündigung“, da nimmt es kein Wunder, dass die Naturbeobachtungen auch gesellschaftliche Fragen streifen.

Ansprechend ist die Metapher von der „geflochtenen Zeit“ („Es wird weiter Zeit geflochten,/ ehe unsere Zeit/ aus den vergangenen Zeiten/ erwacht“). Hier wird Zeit innegehalten, neu verwoben, und im Durchgang durch das eigene Ich belebt. Schier unerschöpflich ist die Fülle an Bildern und an verdichteten Erfahrungen, die sich in dem neuen Buch ausbreiten.

Aus dem Spatz wird schließlich eine Nachtigall, Nacht und Traum grundieren das Buch, in dem Töne von Traurigkeit und Melancholie angeschlagen werden, etwa wenn die Dichterin vorträgt: „Nacht, ich will nicht viel von dir./ Ein kleines Sternenzwinkern/ leichte, laue Luft in meinem Haar“. Dem Band beigegeben sind vier Collagen von Petra Ellert sowie eine Collage mit dem Bild der Dichterin. < Elisabeth Büning-Laube, Geflochtene Zeit, Edition XIM Virgines Düsseldorf, 12.- Euro.>

Wulf Noll in: Westdeutsche Zeitung,1. Oktober 2004.

Zu: „Bindestriche“ (2002)

Sebastian Bialas: Vorwort  in „Bindestriche“, o. S.

Kunst ist im Leben, ist wie ein Bindestrich. Der vorliegende Band Bindestriche enthält sechzig Gedichte und zwei Prosatexte der Düsseldorfer Autorin Elisabeth Büning-Laube. Aber das Buch ist nicht einfach eine Ansammlung verfasster Texte. Es sind lebendige Texte in einer bezaubernden Sprache, der etwas hinzugegeben wurde, das sich in ihnen entfaltet und Leben sucht.

Bei den Bindenstrichen handelt es sich um eine Schatzsuche, die unsere Wirklichkeit betrifft. Die Texte öffnen Räume, die voller Bilder stecken. Dies gelingt ihnen, weil sie kunstvoll anders sind als unser gemeinsames Denken in abstrakten Begriffen. Sie eröffnen den Weg zum Schatz tiefgehender Erfahrungen. Erfahrungen, die mitten im Alltag stehen und mit der Phantasie tanzen.

Es ist ein Buch, das seine Leser sucht, findet und sie in ihr Leben stellt. Insofern sind die Bindestriche eine bezaubernde Zumutung. Sie nehmen ihre Leser ernst und verbinden sie mit sich, und das heißt auch mit der Autorin. In ihnen finden sich Erfahrungen sensibel verdichtet, sie vermitteln Nähe und Wärme. Immer wieder das Ringen, das unser Leben durchzieht und mit Rätseln überschüttet, erfahrbar.

Diesem Ringen ist die wissende Sehnsucht um das Nahe und Ferne eigen. Das Nahe und Ferne berühren sich bevor sie sich scheinbar aufmachen, ihr Position wieder einzunehmen.

Elisabeth Büning-Laube trennt sich nicht von ihren Texten, sie ist in ihnen enthalten. Sie schickt ihre Texte auf die Reise und lässt sie ihre Leser finden. Ihre Worte führen uns in eine neue Wirklichkeit, die uns berührt, stärkt und zu Augenblicken verhelfen kann, die die Augen schärfen. Es sind Bilder, die zu leben beginnen.

In der Reihe KunstLive erscheint nach dem ersten Band der Autorin SpiegelSplitter nun diese Auswahl ihrer Gedichte und Prosatexte. Die Texte treten für dieses Buch in ein interessantes Gespräch mit Bildern der Künstlerin Gepa Klingmüller aus Köln.

Wer schon einmal den KunstLive-Salon von Elisabeth Büning-Laube besucht hat, weiß , wie es ist Kunst nicht nur zu hören, zu lesen, zu sehen, sondern sie zu erleben und zu erfahren. Die Bindestriche freuen sich auf ihre Leser und sind gespannt darauf, ob sie sich mit ihnen verbinden.

Zu: „SpiegelSplitter“ (2001)

Holger Ehlert: Vorwort in „SpiegelSplitter“, S. 6f.

[…] Neben Gedichten schreibt die Autorin eine empfindsame und gleichwohl den Alltag und die Menschen kritisch fokussierende Kurzprosa. Ihre Schaffensbreite umfasst jedoch keinesfalls das geschriebene Wort allein. Die Gestaltungskraft Elisabeth Büning-Laubes sucht und findet seit vielen Jahren ebenso ihren künstlerischen Ausdruck in der Aquarellmalerei.

Mit den SpiegelSplittern ermöglicht die in (Un)- Ruhestand lebende und arbeitende Düsseldorfer Autorin und Malerin vielschichtige Einblicke in ihre Lyrik und damit immer auch die Seelenzustände und Sichtweise der in der Öffentlichkeit stets extravaganten „behütet“ und von ihrer Monky „bedackelt“ auftretenden Elisabeth Büning-Laube.

Die achtundfünfzig vorgestellten Momentaufnahmen, poetische Daguerreotypien einer ratlosen Flaneurin mit Sinn für den Augenblick, sensualistisch und doch treffend prägnant, bestechend einvernehmlich durch ihre vordergründige Eindeutigkeit und Spontaneität als auch durch die hintergründige Tiefe der Bilder und Assoziationen.

Die Themenvielfalt der Verfasserin scheint unfassbar. Und doch zeichnen sich thematisch fünf Schwerpunkte der Büning-Laubeschen – in ihren Miniaturensplittern gespiegelten – Welt ab. Es sind die Menschen und Begegnungen mit diesen, die Natur aber auch die politische Auseinandersetzung sowie die Reflexion der eigenen Kriegserlebnisse und die Kritik an kriegerischen Auseinandersetzungen der Gegenwart. Und schließlich, doch sicher nicht letztlich, eine private Sehnsucht, deren Ziel es zu erlesen und nicht zu beschreiben gilt.

Ein Vorwort zu einer Veröffentlichung dieser Autorin wäre unvollständig, ohne auf die Saloniére Elisabeth Büning-Laube hinzuweisen. Seit 1995 betreibt sie getreu den großen und kleinen Vorbildern der deutsche Salonkultur des 18. und 19. Jahrhundert s in ihrer Derendorfer Privatwohnung mit großem Erfolg den Literatur- und Kunstsalon KunstLive e.V.

Künstlerinnen und Künstler verschiedenster Ausrichtung und ein interessantes Publikum pflegen dort ein regelmäßiges im privat- öffentlichen Kontext ein produktives kulturelles Miteinander.

Aus Anlass des Zusammenfallens des fünfjährigen Jubiläums von KunstLive mit dem Erscheinen dieses Buches schließt sich an den lyrischen Teil ein Nachwort von Georg Aehling unter dem Titel Renaissance oder Erneuerung der Salonkultur? an, in dem der Düsseldorfer Salon in einen historische Zusammenhang eingebunden wird. [...]

Größte Laus der lausigen Welt

„Lyrik macht auch Politik transparent“, sagte Heine-Kenner und tätiger Kunstsalon-Freund Wilhelm Gössmann, spielte damit auf aktuelle Ereignisse an. Er eröffnete die Lesung von Elisabeth Büning-Laube aus ihrem im Frühjahr bei XIM Virgines erschienenen Gedichtband „SpiegelSplitter“.

Das Schnabelewopski war gedrängt voll von jungen und alten Freundinnen und Freunden, denn die Autorin fördert seit fünf Jahren junge Künstler in ihrem privaten Derendorfer Salon. Sie hat den Pfad geebnet, den jetzt andere betreten wollen. Sie werden es schwer haben: Elisabeth Büning-Laube setzte Maßstäbe an Qualität und Selbstlosigkeit.

Die Fülle und Stille im Raum hatte die couragierte 65-Jährige, die man uneingeschränkt eine Dame nennen darf, wohl verdient. Die Lacher waren herzlich beim Gedicht von der Blattlaus, die von sich sagt: „Ich bin die größte Laus der lausigen Welt.“ Atemlose Nachdenklichkeit folgte dem Gedicht: „Nichts ist mehr, wie es war“. Beifall galt der Autorin und Marc Gurek, der moderne Klassik auf der Gitarre spielte.

Gerda Kaltwasser in: Rheinische Post. Düsseldorfer Feuilleton, 19.09.2001.

Die schöne Distel – Lesung mit Elisabeth Büning-Laube

Das Publikum, das sonst in den Salon „KulturLive“ strömt, in dem Elisabeth Büning-Laube Menschen und Künstler aller Richtungen zusammenführt, kam diesmal ins Literaturcafé Schnabelewopski, um der Lesung der zierlichen älteren Dame mit den flammend roten Haaren zu lauschen. Sie las Gedichte aus „SpiegelSplitter“, neueste Lyrik und die Erzählung „Das Gesicht“.

Wilhelm Gössmann, der in die Veranstaltung einführte, meinte, Lyrik sei einfach schön, aber lässt doch ein Transparent-Werden von Lebensformen und politischen Dimensionen zu. Wenn in einer Stadt, von der Büning-Laube schreibt, dass sie unbeschreiblich leer und tot sei, „eine Distel verschämt neues Leben verkündet“, erinnere das an die Droste. Die Dame im (Un-)Ruhestand, die rastlose Flaneurin, sei gewissermaßen selbst die „schöne Distel“ in dieser Stadt, fraglos ein Kompliment.

Der Satz Heines aus der „Lutetia“, dass die Vergeltungstheorie eigentlich ausgedient habe, macht sich auch Büning-Laube zu eigen, wenn sie in „Nichts ist mehr“ davon spricht, dass der Nachbar, der eben noch unser Freund war, jetzt als Schwarzer, Türke oder Jude ausgegrenzt wird. In ihren vorsichtigen, kurzen Texten thematisiert sie drohendes Unheil. „Am Rand der Welt / von Raketen bewacht / steht der letzte grüne Baum der Erde.“

Doch Büning-Laube spricht auch von Hoffnung, von Begegnungen mit Menschen, von Liebe, Natur und Zeitereignissen, die das Licht des Wortes verdunkeln, aber nicht löschen können. Ihre Lyrik und Prosa lässt sich auf Mitfühlen und Mitleiden ein. In „Das Gesicht“ berichtet sie von der Begegnung einer jüngeren Frau mit einer älteren. Von einem Bild am Fenster ausgelöst, bleibt die Beziehung lange Zeit nur visuell, beschränkt auf Gebärdensprache und auf Zeichen. Als die junge Frau endlich den Besuch bei der alten wagt, findet sie diese fiebernd auf dem Fußboden vor. Unterschwellig drückt Büning-Laube, die selbst als Waise aufwuchs, hier eine Mutter-Tochter-Beziehung aus, wenn auch verwandelt. […]

Wulf Noll in: Westdeutsche Zeitung. Düsseldorfer Kultur, 21.09.2001.

Neue Literatur aus dem geschichtsträchtigen Immermann-Salon. Für junge Autoren: Digitale Buchreihe

Literatur hat Konjunktur, trotz der oder vielleicht durch die sich atemberaubend ausbreitenden elektronischen Kommunikationsmittel. Beim Bücherbummel im Juni hatte die hiesige Lyrikerin, Malerin und Gastgeberin eines musischen Salons Elisabeth Büning-Laube noch einen Verleger für ein digitales Verlagsprojekt gesucht, das jungen Autoren helfen sollte. Da hat sie ihn denn auch gleich in dem Düsseldorfer Georg Aehling gefunden.

Gestern stellten die Düsseldorfer Autorin Elisabeth Hoheisel und der Berliner Lyriker Titus Müller die ersten Bücher der Reihe „KunstLive“ vor, herausgegeben von Elisabeth Büning-Laube, verlegt von Georg Aehling, Einheitspreis 25 Mark, mit Chansons bedacht von Martine Pruvost-Voss.

Die Büningsche Adresse Collenbachstraße 2, Treffpunkt einer treuen Salon-Gemeinde, hat übrigens eine einschlägige Geschichte, die Aehling im Nachwort zum Hoheisel-Buch schildert. Hier wohnte zwischen 1830 und 1839 Karl Leberecht Immermann, Dichter und Begründer der ersten Düsseldorfer Reformbühne, mit seiner Lebensgefährtin Elisa Gräfin von Ahlefeldt. Der Salon der Beiden entwickelte sich zu einer kleinen Republik der Freiheit des Geistes und der Künste im biedermeierlichen Düsseldorf.

Gute Voraussetzungen also für das Projekt des Jahres 2000. Und viel Lesevergnügen gleich zum Auftakt mit Hoheisels Prosatexten unter dem Titel „Hebels Strategie“ – Illustrationen von der Autorin – und mit den frechen Gedichten von Titus Müller, der seine Freundin Sybille Schäfer die Sammlung „Sturmtag“ illustrieren ließ.

Gerda Kaltwasser in: Rheinische Post. Düsseldorfer Feuilleton, 14. September 2000.