Am 22. November 1879 in Düsseldorf geboren, verbrachte Leonore (Nora) ihre Jugend im elterlichen Haus auf der Grafenberger Allee 64. Durch die Mutter gefördert, die aus England stammte und mit Walter Scott verwandt war, entwickelte sie literarische Neigungen. Vom Vater, dem Landschaftsmaler Heinrich Deiters, erhielt sie früh Malunterricht, um die Tradition der Familie später auch als Beruf fortzusetzen.
In dem von Heinrich Deiters verfassten Festspiel zum 50. Jubiläum des Malkastens spielte sie 1898 die Düsselnixe. Nora hatte eine enge Bindung zu ihrem Bruder Hans, dem späteren Kunstmaler. Sie absolvierte die Marienschule. Einige frühe Prosastücke und Gedichte wurden in den folgenden Jahren in Düsseldorfer Zeitungen abgedruckt.
Bedingt durch die Heirat mit dem Kölner Rechtsanwalt Dr. J. Niessen zog sie 1903 nach Köln und widmete sich nach der erfolgreichen Veröffentlichung der Erzählung „Jan Schüddeboom“ in der „Kölnischen Zeitung“ ganz der Schriftstellerei. Gedichte veröffentlichte sie weiter in Düsseldorfer Zeitungen.
Auf den 8. Kölner Blumenspielen, von der Literarischen Gesellschaft durchgeführt, wurde sie 1906 zur Blumenkönigin gekürt in Anerkennung ihrer lyrischen Leistungen. Bei der Enthüllung des Kinkel-Denkmals in Bonn huldigte Leonore Niessen-Deiters der Bonner Autorin Johanna Kinkel.
Im Cotta-Verlag erschien 1907 ein erster Erzählband „Leute mit und ohne Frack“, mit Scherenschnitten von Hans Deiters. Die „Neue Hamburger Zeitung“ prägte dafür den Begriff „poetische Silhouetten“: „Ihre Wirkung beruht wie die Silhouette auf strenger Beobachtung einerseits und virtuoser Beherrschung eines knappen einzigartigen Ausdrucksmittels andererseits“ (1. März 1908). In der „Kölnischen Zeitung“ erschien eine Reihe weiterer humorvoller, satirischer bis ernster Kurzgeschichten, die bei Cotta ein Jahr später im Band „Mitmenschen“ gesammelt wurden.
Die Autorin trug ihre Texte vor der Literarischen Gesellschaft in Köln zu Beginn des Jahres 1910 vor, des Weiteren im Kölner Frauenklub und im Düsseldorfer Malkasten. Ende 1910 erschien ein weiterer Erzählband „Im Liebesfalle“. Dazu führte Karl Freiherr von Perfall in der „Kölnischen Zeitung“ aus: „Neben ihrem graziösen, das Leben mit gutmütiger Ironie betrachtenden Humor zeigt sie auch diesmal, dass sie recht wohl, wie jeder echte Humorist, in den Ernst des Lebens hineinblicken und mit beweglicher Stimme uns zum Mitleid wirksam auffordern kann“ (23. Dezember 1910).
Unter „Belletristische Kleinkunst“ fasste die „Kölnische Zeitung“ den 1912 in der Deutschen Verlags-Anstalt erschienenen Band „Die unordentlich verheiratete Familie“, der 1913 bereits die 3. Auflage erreicht hatte. Ihr erster Roman erschien 1912, „Der Faun“, ein Liebesroman im Düsseldorfer Malermilieu, der ein Malkastenfest von 1888 zum Ausgangspunkt hat. „Treffliche Milieu-Schilderung und gut gesehene Gesellschaftsbilder aus dem Leben der rheinischen Kunststadt“ sah die „Wiesbadener Zeitung“ darin gestaltet (4. Mai 1913).
Eine stark deutsch-nationale Gesinnung fand ihren ersten Ausdruck im Band „Die deutsche Frau im Auslande und in den Schutzgebieten“(1913).
Auf einer Südamerikareise, die sie 1914 im Auftrag der „Kölnischen Zeitung“ unternahm, lernte sie den Juristen, Historiker und Diplomaten Ernesto de Quesada kennen. Im ersten Kriegsjahr verfasste sie die deutsch-patriotischen Artikel „Zum großen Krieg“, für die sie ca. 12 Veröffentlichungsorgane fand. Als „Kriegsbriefe einer Frau“ erschienen sie 1915 in Buchform. In verschiedenen Städten hielt sie Vorträge über „Deutsche Frauen als Kulturträgerinnen im Ausland“. Sie war Mitbegründerin des Auslandsbundes Deutscher Frauen. Auch in der politischen Flugschrift „Krieg, Auslandsdeutschtum und Presse“ schlug sie nationalkonservative Töne an.
Nach der Scheidung von ihrem ersten Mann zog sie 1919 nach Buenos Aires zu Ernesto de Quesada. Sie veröffentlichte in den folgenden Jahren sowohl in deutschen Zeitungen und Zeitschriften, an erster Stelle in der „Kölnischen Zeitung“ und in der Illustrierten Wochenschrift „Reclams Universum“, als auch in deutsch-argentinischen, zum Beispiel in der „Deutschen La Plata Zeitung“. Leonore N.-Deiters de Quesada, wie sie jetzt ihre Artikel zeichnete, wendete sich mehr und mehr dem Kulturjournalismus zu. Eine große Besprechung von Oswald Spenglers „Untergang des Abendlands“ erschien 1922, eine Studie über die Nibelungen 1923, ebenso eine über Wagner und Mathilde Wesendonk (die beiden letztgenannten auf Spanisch). Sowohl mit dem Philosophen Oswald Spengler als auch mit dem Schriftsteller Rudolf Herzog waren sie und Quesada befreundet.
Von Spiez in der Schweiz aus, wo sie inzwischen in der Villa Olvido beheimatet war, knüpfte sie 1930 wieder Kontakte zur „Kölnischen Zeitung“ und zur „Neuen Deutschen Frauenzeitschrift“ und veröffentlichte Auszüge aus ihrem „Seetagebuch“. (Das Manuskript dazu befindet sich im Teilnachlass im Frauen-Kultur-Archiv).
Im Februar 1934 starb Ernesto de Quesada, nachdem er seine Bibliothek von 82000 Bänden dem Ibero-Amerikanischen Institut in Berlin geschenkt hatte. Aus dieser Zeit haben sich Gedichte von ihr erhalten. Am 29. Juni 1939 starb die Autorin mit 60 Jahren nach langer Krankheit in Spiez.
© Ariane Neuhaus-Koch, Frauen-Kultur-Archiv