Frau Kaltwasser, Sie arbeiten seit 40 Jahren in Düsseldorf als Journalistin, mögen Sie diese Stadt überhaupt noch?
Eigentlich mag ich die Stadt erst seit 20 Jahren wirklich. Die 50er Jahre waren mir doch zu provinziell. Erst in den 60er Jahren, als mit aufregenden Aktivitäten an der Akademie, mit Kneipen als begehbaren Kunstwerken, mit der wachsenden Zahl von Studenten Leben in die Stadt kam, fing ich an, sie zu mögen.
Was fasziniert Sie an Düsseldorf?
Es ist diese bemerkenswerte Mischung aus Betulichkeit, Weltoffenheit und Arroganz, die man anderswo nicht oft antrifft. Da kann man sich aber auch oft ärgern, wenn die Betulichkeit Übergewicht bekommt. Die Weltoffenheit ist ganz zufriedenstellend. Es herrscht ein Klima der Bereitschaft, den Anderen anzuerkennen.
Was waren die interessantesten Themen, an denen Sie gearbeitet haben?
Das ist nach Jahrzehnten schwer zu sagen. Aber es waren in erster Linie die Probleme in der Logistik der Stadtbauer. 1962, als in nur einer Nacht der komplette Jan-Wellem-Platz umgebaut wurde, da war ich die ganze Nacht dabei, das hat mich schon sehr fasziniert. Auch der Brückenbau war immer wieder eine faszinierende Sache. Besonders natürlich der Verschub der Oberkasseler Brücke.
Was ärgerte Sie am meisten in Düsseldorf?
Von langer Zeit die Heimatvereine, aber das ist inzwischen vorbei. Heute ärgere ich mich häufig über die Stadtverwaltung.
Ist Düsseldorf Ihrer Meinung nach auf einem angemessenen kulturellen Stand?
Es ist auf jeden Fall besser als dargestellt. Doch es sollte einfach mehr für die Stärkung privater Initiativen getan werden.
In: Düsseldorfer. 64 Portraits. Von Rüdiger Nehmzow und Christoph Elbern Verlag der Mayerschen Buchhandlung: Düsseldorf, 1991, S. 80