Frauen-Kultur-Archiv

Gedenken an engagierte Frauen Düsseldorfs

Elisabeth Büning-Laube zum 10. Todestag, Teil 2

Zum 4. Januar 2015: Freundinnen, Freunde, Weggefährten erinnern sich

Gepa Klingmüller: Gedanken zum 10. Todestag von Elisabeth Büning-Laube

Meine Erinnerung spiegelt unsere Begegnungen in lebhaften Farben – auch noch den Tag ihrer letzten Lesung eigener Gedichte in der Goethe Buchhandlung am Dreieck. Es war ihr bevorzugter Lebensraum, da war sie bekannt und kannte jeden – im Blumengeschäft oder in der Bäckerei, in der Kirche den Organisten oder den Obdachlosen mit den „Fifty-Fifty“-Zeitungen unten an der Straßenecke. Jeder teilte seine Freuden, Erfolge und Enttäuschungen mit ihr.

An dem Abend ihrer letzten Lesung war Elisabeth fast elegant gekleidet – schwarz – ungewöhnlich für sie und ihre sonst so unbekümmerte Art, mit besonderen Gelegenheiten umzugehen. In ihrem langen Kleid wirkte sie blass und schmal – und – auch sehr ungewöhnlich – sie wirkte verhalten, in sich gekehrt. Die Lesung verlief fast andächtig: So, wie sie ihre Gedichte vortrug, schien jedes einzelne Wort im Raum stehen zu bleiben – nachzuklingen für immer.

 

Der Horizont kleidet sich blau
Morgenrot durchfließt die
stille Frühe
Durchflug der Vögel
setzt Zeichen
Meine Augen halten das Bild
eine Sekunde an
Danach zerfließt alles
in ein neues großes Geheimnis.

 

Bald konnte ich Elisabeth nur noch im Hospiz besuchen. Sie brauchte nun die nötige Pflege, fand dort Ruhe und ein Gefühl der Sicherheit. Von dort aus fuhr ich sie im Rollstuhl in den nahe gelegenen Park. Sie wollte in der Natur und unter Menschen sein und freute sich über jede herzlich-besorgte Begrüßung.

Wir waren uns erstmals bei einer ihrer Lesungen im Schnabelewopski begegnet – unserem zweiten „literarischen Zuhause“. Hier trafen sich Lyriker, Prosaisten, aber auch Zuhörer, die ein Gespräch über Literatur suchten. Elisabeth Büning-Laube war nur eine unter vielen Poeten, aber sie wurde begrüßt als „beachtete Literatin“. Lebhaft, temperamentvoll, kämpferisch und charmant zugleich, wandte sie sich dem Einzelnen ganz zu, um besser zu verstehen, teil zu nehmen, aber auch um zu fördern oder zu beraten. Immer interessiert und – sehr belesen – war Elisabeth kritisch, direkt und schlagfertig zugleich. Im „Schnabel“ gestaltete sie auch selber Lesungen – ihre eigenen und die anderer – wie für mich oder für uns beide zusammen. So lernten wir uns kennen und schätzen. Ich war überrascht von ihrem freien und selbstbewusst-lockeren Umgang mit jedem, dabei war sie voller Neugier für alles, was Gedanken an Poesie anklingen ließ.

Elisabeth hatte eine ganz eigene, einfühlsame Art, ihre Gedichte vorzutragen. Bei einer unserer Lesungen empfand ich solche Freude daran – wie ihre geschriebenen Worte wieder Klang wurden – dass ich hineinrief: „Das ist es – geschriebene Worte klingen lassen – wie aus Noten Musik – kommt alle in mein Atelier – da können wir lesen – so lange und so oft wir wollen!“ Und sie kamen – auch Elisabeth Büning-Laube kam – so entstand „Lesen im Atelier“. Nach ersten Treffen nahm sie uns mit in ihren Salon.

Der „Literatur – Kultur – Salon Elisabeth Büning-Laube“ war etwas Besonderes. Sie lud Schreibende ein, ihre eigene Lyrik oder Prosa in einer Lesung vorzustellen – ernste bis heiter-humorvolle, aber auch eigenwillig-originelle. Alle hatten eine eigene Sprache in Inhalt, Form und Aussage – so wurde jede Lesung erfrischend ungewöhnlich.

Elisabeth gelang es immer, eine Atmosphäre von gegenseitigem Verständnis zu schaffen. Jede/r Lesende fühlte sich angenommen und – auf der Suche nach dem eigenen Ziel – verstanden. Dabei war ihre kritische Offenheit verblüffend und herausfordernd. Meinungsverschiedenheiten gab es oft, sie wurden diskutiert und von ihr mit Scharfsinn hinterfragt. Auf diese Weise gingen wichtige Impulse von ihr aus.

 

Zu jeder Lesung gehörte auch eine Ausstellung von Bildern – auch ihrer eigenen, denn Elisabeth hat auch selber gemalt. Lieder wurden mit Klavierbegleitung vorgetragen. Bald mussten die Stühle enger gerückt und der Pausenkuchen kleiner geschnitten werden. Es gab auch immer etwas zu helfen: Stühle schleppen, servieren, was als Stärkung für die Pause bereit stand oder den Vortragsraum wieder in einen bewohnbaren Zustand versetzen. Danach saßen wir an einem großen runden Tisch, oft um das Aquarium mit vielfarbig schimmernden kleinen und großen Diskusfischen, um den Ablauf der letzten oder nächsten Lesung zu besprechen.

 

Elisabeth führte die Gäste auch gerne auf ihren Balkon. Er bot durch Blüten und Kletterpflanzen den Ausblick in die von hohen Häusern eng begrenzte „Weite“. Die Mauern wurden unsichtbar, denn die vielen Fensterscheiben reflektierten das Sonnenlicht in unzählige Blumentöpfe, Blüten und Ranken. Sie liebte es, aus der Hinterhofkargheit nicht nur eine Hinterhofidylle, sondern ein blühendes Wunder entstehen zu lassen – ihre „hängenden Gärten der Semiramis“.

Trauer künden
die grauen Steine
der großen Stadt
Der Frühling sprengt
ihr hartes Echo
und aus dem
gebrochenen
Fels der Häuser
bricht mit Macht
ins Graue
die lichte Narzisse.

 

Die Begrüßung der Zuhörer verlieh den Lesungen einen festlichen Anklang: Für Elisabeth – als Moderatorin – war es „ihr Auftritt“ auf dieser kleinen eigenwilligen Literatur–Kultur–Bühne, für die Zuhörer eine Überraschung, denn sie trug dann einen großen Hut. Der letzte war aus rosaroter Organza-Seide mit ebenso zarten rosaroten Blüten besetzt. Dieser zauberhafte Seidenhut verlieh ihrem dunkelroten Haar und dem schmalen Gesicht zarte grün-farbige Schatten. Er ließ die kleine Gestalt viel größer erscheinen – so groß wie ihre Träume: Kunst, Musik – und vor allem der Dichtung – Raum zu geben zur freien Entfaltung und – zur eigenen Lebensfreude. Wie oft hat sie zu mir gesagt: „Wir sind alle auf dem Weg – Du musst ihn nur mit Freude gehen.“

 

Engel fallen selten
sie fliegen –
Fallen sie, fallen sie sehr leise
wie frischer Schnee
den wir erst spüren
wenn er unsere Haut
zerfließend berührt.

Es scheint Engel zu geben
die werden immer lichter
in ihrer Liebe zum Menschen.

Ständig wachsen in mir bewegte
widerspenstige Gedanken
die ihn erschüttern
Mein Engel hat es sehr schwer
ich bin so leicht
dass mich der leiseste Wind
entführen kann.
Bald schenkt er mir Flügel.

 

Ihre Gedichte sind ihrem Leben abgelauscht – aus der Tiefe ihrer sicherlich oft schmerzlich erworbenen Erfahrung herausgehoben – Anklänge einer gesuchten und gefundenen inneren Harmonie. Sie öffnen den weiten Horizont einer intensiv durchlebten Gedankenwelt von zarter Poesie bis hin zu kraftvoller Dynamik. Sie öffnen ein Spektrum von fein empfundener Lyrik – geschrieben aus Freude und Schmerz. Und doch klingt immer ein Hauch von Humor in ihren Zeilen mit, als wollte sie sagen:

„So ist es eben – das ist das Leben – oder hast Du gedacht, Du wirst ins Paradies geboren? – Das musst Du dir schon selber erst ‚er-leben‘ – aber dann ist es voller Wunder.“

Das etwa waren ihre Worte – so hat sie gelebt – sehr einfach und bescheiden. Unscheinbares hat sie als beachtenswert wahrgenommen, um dann das für sie einzig Richtige entschieden zu tun – es hervorzuheben. Dabei verfügte sie über ein feines Gefühl für Qualität und Werte besonderer Art. Auch wusste sie noch, was Krieg und Frieden bedeuten. Sie ließ keinen Zweifel an ihrer Haltung für ein friedliches, menschlich-positives Miteinander aufkommen.

 

Gemeinsam standen wir Tuch an Tuch
gegen Kriege
in eisiger Kälte
die unsere Kleidung zerbiss
Als eine Fürbitte
um den Heiligen Geist
für Saddam
über das Pflaster am Rathaus rollte
Wusste ich wie vergeblich unser
Ruf nach Frieden
nicht vergeblich unser Streben.

 

Elisabeth Büning-Laube hat uns ihre Idee vom freien Denken und selbstbewussten Leben vorgelebt. Sie war in mancher Hinsicht wegweisend. In der Erinnerung begegne ich ihr mit herzlicher Dankbarkeit: Sie hat mich – und wahrscheinlich auch andere – „auf den Weg gebracht“. Es war ihre Idee, dass ich meine Lyrik und Prosa im „Kultur-Haus-Berlin“ vorstellen durfte. Sie veranlasste auch, dass ich in der von ihr als Herausgeberin kreierten Buchreihe „KunstLive“, Edition XIM „Virgines“, vier Bild-Gedicht-Bände veröffentlichen konnte. Seither folgten zahlreiche eigene Lesungen. Und – „Lesen im Atelier“ ist heute noch sehr „lebendig“.

 

Seit dem Tod von Elisabeth Büning-Laube hat sich die literarische Szene in Düsseldorf weiter entwickelt. Sie gleicht heute einem dichten Netzwerk mit immer neuen Impulsen – auch der jüngeren Generation. Dazu hat Elisabeth Büning-Laube durch ihre Anregungen und Initiativen unvergessen beigetragen.

[Die Gedichte von Elisabeth-Büning-Laube sind „KunstLive“ Band 13 „Farbbogen“ – Anthologie – entnommen. Herausgeberin Elisabeth Büning-Laube, Edition XIM „Virgines“, 1. Auflage 2003.]

 

Konstanze Petersmann

  Wenn der Tag verweht und die Schatten wachsen

der Vogel im rauschenden Lied
ist verstummt, Sterne murmeln
: außerhalb, … in fernsten Nebelauen
– ein schweigender Kreis;

dort schwebt die Feder über das Wasser,
versinkt die köstliche Perle darin,
… im Lichtkegel sehe ich
drei finstere Fenster im Turm;

dahinter spiegelt sich die Rose im
Venezianischen Rot auf dem Fächer,
… auf den Wegen liegen Erinnerungen
– im versiegelten Quell

 

Ich erinnere mich an Elisabeth Büning-Laube.

Wir, Elisabeth Büning-Laube und ich, begegneten uns auf der Ebene des „Kleinen Prinzen“ – das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.

Wiederum lebte sie und sprach durch ihre Fantasie. Ihre Kreativität gab ihr den sicheren Mut, meiner Lyrik eine gute Zukunft vorauszusagen. Sie war Herausgeberin meiner ersten Gedichte in der Edition XIM Virgines Düsseldorf.

Den Salon-Gedanken der Salonnière Büning-Laube griff dann mein Ehemann ein Jahr nach ihrem Tod auf. Im Jahr 2006 setzte ich diese Anregung in die Tat um, zusätzlich inspiriert durch die Salonnière, Schriftstellerin und Hofrätin aus Danzig, Johanna Schopenhauer, die Mutter des großen Philosophen Arthur Schopenhauer, die mit ihrem bürgerlichen Salon die Anlehnung an den Musenhof der Anna Amalia zu Weimar suchte.

In Dankbarkeit erinnere ich mich an Elisabeth Büning-Laube, deren Vorname ‚Elisabeth’ im Babylonischen heißt: Eli si beti: Unser Gott ist sieben (Vater, Mutter = Sonne, Mond und die fünf Planetenkinder). Der Kreis schließt sich, denn die Sieben war die Glückszahl von Elisabeth Büning-Laube, wie sie sich selbst zum siebenjährigen Bestehen ihres Salons im Jahr 2003 bei einem Interview gegenüber der WZ äußerte.
Januar 2015

 

Frank Schmitter: Zartheit und Zähigkeit. Meine Erinnerungen an Elisabeth Büning-Laube

Ich war bereits über 40 Jahre alt und als Schreibender ein Kind. Ein Kind, das die Haustür ganz vorsichtig öffnet und erste Gedichte an Internet-Zeitschriften schickt wie die „Federwelt“, ein immer noch existierendes Periodikum, das der an intellektueller Langeweile leidende Zivildienstleistende Titus Müller gegründet hatte. Er, der mittlerweile arrivierte Schriftsteller, druckte 1999 meine ersten Gedichte und erwähnte, dass eine Düsseldorfer Malerin, Autorin und Förderin junger Talente bald seinen ersten Gedichtband publizieren würde. Ob ich nicht …
Und ob. Ich schickte ihr einen Stapel meiner Gedichte, und sie meldete sich und sagte, dass sie sich da etwas vorstellen könne in ihrer Verlagsreihe. Und schickte damit das Kind in den Himmel.

Monate danach lud sie mich in Düsseldorf – ich glaube, ins Theatermuseum – zu einer Lesung gemeinsam mit Elisabeth Hoheisel und Titus Müller, deren Bände in der Reihe „KunstLive“ bereits erschienen waren. (Erst nach jener Lesung unterschrieb ich den Vertrag mit dem Verleger Georg Aehling und wäre, wenn das technisch überhaupt möglich wäre, noch vom Himmel weiter aufgestiegen.)

Bei dieser Gelegenheit sah ich sie zum ersten Mal, diese körperlich so zarte Person, mit einer Vorliebe für farbige Kleidung und extrovertierte Hüte. Ein Vogel, dem man instinktiv wünschte, nicht im nächsten Augenblick von der Katze Welt gerissen zu werden. Aber damit unterschätzte man sie. In dieser Person steckte eine Beharrlichkeit und Überzeugungskraft, die kaum einer von hundert besitzt. Sie hatte im Leben zu viel gesehen und zu viel durchlitten, um sich von ihrem Kurs abbringen zu lassen. Elisabeth Büning-Laube tat, was sie tun wollte und das war das, was sie einfach tun musste. Sie wusste sehr wohl, dass mancher im Kulturamt und in anderen Institutionen auf sie, die nie studiert, die nie künstlerisch-literarisch wirklich „reüssiert“ hatte, mit saturierter Überheblichkeit herabblickte. Sie vertraute ihrem gesunden Menschenverstand, sie vertraute sich selbst. Sie bildete sich ihre Meinung und äußerte sie. Nie vorsätzlich verletzend, niemals opportunistisch oder berechnend, aber klar und eindeutig. Sie war Widerstands-fähig.

Und sie besaß noch eine weitere, so seltene Charakterqualität: Sie förderte nicht andere, um im eigentlichen Sinne sich selbst zu promoten. Sie lud nicht andere Lyriker ein, um ihre eigene Lyrik zu lesen oder auf ihre Bilder zu zeugen. Ihr Salon, ihr Einsatz für andere AutorInnen war kein Deal. Sie gab, ohne gleichzeitig nehmen zu wollen.

Ich sah sie danach nur noch ein einziges Mal, bei einer Lesung in ihrem legendären Salon. Ich las meine Gedichte direkt nach einer Punkband, als die Fensterscheiben noch zitterten und den Zuhörern die Ohren klingelten. Egal. Ihre Wohnung platzte schier aus den Nähten, aber in dieser drangvollen Enge gediehen Kontakte und Gespräche.

Wir blieben in Kontakt, notgedrungen auf Distanz, weil ich in München lebte und lebe. Sie brachte noch zwei weitere Titel von mir in ihrer Reihe in der Edition XIM Virgines. Dann hörte ich über Georg Aehling von ihrer schweren Erkrankung und schrieb ihr einen langen Abschieds- und Dankesbrief. Aber noch einmal trug ihre ungewöhnliche Zähigkeit den Sieg davon, wenngleich es ein temporärer Sieg blieb. Sie kehrte aus dem Hospiz in ihre Wohnung zurück. Das passte zu ihr: Selbst der Tod hatte ihre Kraft unterschätzt, nicht für lange, aber doch für einige Monate.

 

Ellinor Wohlfeil: Erinnerungen an Elisabeth Büning-Laube

Elisabeth Büning-Laube – mit Dankbarkeit denke ich an die Zeit zurück, in der wir gemeinsam mein erstes Buch herausgegeben haben. Sie hat ihm den Titel gegeben „Verwässerte Zeugnisse“ und es in ihrer Reihe KunstLive veröffentlicht. Inzwischen heißt es „Kein menschlicher Makel – weder gestern noch heute“. Der Verlag 3.0 in Bedburg hat es neu aufgelegt. Es war schön, mit Elisabeth zu arbeiten. Sie ist mit mir den ganzen Text durchgegangen, sehr einfühlsam, zurückhaltend, fast ein bisschen schüchtern mit Respekt vor der Autorin. Sie wollte mir nicht irgendetwas aufzwingen. Wir haben alles gemeinsam besprochen und wir verstanden uns auf einer tieferen seelischen Ebene, waren wir doch beide Opfer des Nationalsozialismus. Ich habe viel von ihr gelernt und ihre Anregungen und gelegentliche Kritik waren für mich sehr wertvoll. Ich zehre noch heute davon.

Ihre Persönlichkeit habe ich immer bewundert. So klein und zierlich sie war, verfügte sie doch über eine starke innere Kraft und Energie. Mit großer Intensität widmete sie sich ihrer Arbeit, sei es der Salon, ihre eigene schriftstellerische Tätigkeit oder der Umgang mit den Menschen, die sie fördern wollte, so wie mich. Ein Erlebnis, das so typisch für Elisabeth Büning-Laube war, ist mir besonders im Gedächtnis geblieben: Es war an einem heißen Sommertag. Da ich keine Termine hatte und auch nicht damit rechnete, dass jemand mich zu sprechen wünschte, ging ich zum Unterbacher See schwimmen. Ich kam gerade pudelnass aus dem Wasser, als mein Handy klingelte. Elisabeth Büning Laube war es.
„Wo stecken Sie denn?“ hörte ich ihre Stimme sagen.
„Am Unterbacher See schwimmen.“
„Wieso gehen Sie schwimmen, wenn Sie ein Buch herausbringen wollen? Nun kommen Sie mal ganz schnell hierher, aber vor 14 Uhr, danach bin ich nicht mehr da.“
So schnell bin ich noch nie zum Bus gerannt. Als ich um Viertel vor Zwei an ihrer Wohnungstür stand, empfing sie mich mit einem strahlenden Lächeln. Was damals so eilig sein musste, weiß ich gar nicht mehr genau. Aber so war sie, sie gab alles für die Dinge, die sie sich nun einmal vorgenommen hatte, und die ihr Leben ausfüllten.

Und sie gab auch alles für ihre Überzeugungen. Als vor Jahren am Bahnhof Wehrhahn eine Gruppe von jüdischen Flüchtlingen aus Russland angegriffen wurde und eine Frau zu Tode kam, ging sie noch Tage später zu der Stelle und legte Blumen nieder.

Trotz ihrer angegriffenen Gesundheit stellte sie sich bei schlechtem Wetter zu einer Demonstration gegen Rechts auf den Rathausplatz. Dinge, die ich auch hätte tun sollen und auch tun wollte, aber aus Bequemlichkeit dann doch unterlassen habe. Sie tat es.

Elisabeth Büning-Laube – ich habe sie geliebt und verehrt und ich vermisse sie!