Direktorin des Heine-Instituts Düsseldorf, 23. Juni 2014
Liebe Kolleginnen und Kollegen, Weggefährten, Freundinnen und Freunde von Frau Tilch,
es war uns – und damit spreche ich im Namen des gesamten Teams des Instituts –
ein Anliegen, heute im Heinrich-Heine-Institut eine kleine Trauerfeier zu veranstalten. Und dass es auch Ihnen ein Anliegen war, sehe ich daran, wie zahlreich Sie der Einladung gefolgt sind.
Auch wenn dieser Nachmittag ganz der Erinnerung und dem gemeinsamen Austausch gewidmet ist, so möchte ich doch einige wenige Worte an Sie richten, bin mir aber auch sicher, dass die Kürze meiner Ansprache Frau Tilch sehr entsprochen hätte. Drei Eckpfeiler möchte ich in den Mittelpunkt der Rede stelle: Klugheit, Offenheit und Humor.
Klugheit
Frau Tilchs Fachwissen über „ihren Autor“ Heinrich Heine war – von der Düsseldorfer Heine-Ausgabe kommend und im Heine-Institut u.a. auch als Redakteurin des Heine-Jahrbuchs arbeitend – ein großer Anziehungspunkt, auch für die Kolleginnen und Kollegen. Für fachliche Gespräche und den Austausch stand ihre Tür stets offen und rasch war ein guter, starker Kaffee aufgesetzt.
Sie war nicht nur in Bezug auf die von ihr betreuten Bestände von Heine, Schumann oder der Düsseldorfer Malerschule eine Koryphäe, sondern trug ein nahezu enzyklopädisches Wissen in sich. So wurde oftmals und bei vielen Gelegenheiten aus dem Kolleginnen- und Kollegenkreis zuerst Frau Tilch befragt, so dass kein Nachschlagewerk mehr konsultiert werden musste. Diese faszinierenden Fertigkeiten rührten vielleicht auch von ihrer Vorliebe für Sachbücher, die sie neben Krimis besonders schätzte, wohingegen sie ausufernde und verstiegene Romane mit deutlicher Missbilligung strafte.
Offenheit
Danken möchte ich Frau Tilch für ihre Offenheit, Geradlinigkeit und Verschwiegenheit. Sie besaß die Fähigkeit des vertrauensvollen Zuhören-Könnens, wovon viele Gespräche innerhalb und außerhalb des Hauses zeugten.
Humor
Unvergesslich ist ihr treffsicherer Humor, der stets geistreich, niemals persönlich oder verletzend war, und der sich – ganz im Sinne Heinrich Heines – auf höchstem sprachlichem Niveau befand. Schließlich schätzte Frau Tilch Heines Humor und Sprachwitz.
Augenfällig und folgerichtig wäre es, jetzt meine kleine Ansprache mit einem Heine-Zitat zu beenden. Dies werde ich aber nicht tun, sondern mit einer persönlichen Erinnerung schließen. Frau Tilch hat mir – vor nunmehr über zehn Jahren – einen kleinen blauen Holzelefant kurz vor meiner Promotion geschenkt. Ihre Vorliebe, diese Tiere als kleine Figuren zu sammeln, wird vielen von Ihnen bekannt sein. Und so steht noch heute auf meiner Fensterbank ein kleiner blauer Elefant mit hocherhobenem Rüssel als Glückssymbol und wenn ich ihn sehe, denke ich sofort an Frau Tilch mit ihrer Klugheit, inneren Weisheit und ihrer Stärke.