Bekanntes aus Vorkriegs- und Kriegszeiten / Hunderte halfen
Die Düsseldorfer lassen sich doch nicht nur durch große Namen und Glitzerveranstaltungen – sogenannte Events – ins Museum locken. Zu hunderten strömten Düsseldorfer und „ausgewanderte“ Düsseldorfer ins Filmmuseum, als es darum ging, Bekanntes auf Streifen aus Vorkriegs- und Kriegszeiten wiederzuerkennen. Am 19. Oktober wird alles noch mal gezeigt, damit auch die zur Erforschung Düsseldorfer Geschichte beitragen können, die jetzt traurig gehen mußten, weil kein Platz mehr war.
Neu erleben
Ein Glücksfall ist dieser Fund von acht rostigen Filmdosen im Magazin des Museums. Selbst Josephine Honermann, Fachfrau für diese Dinge, und Thomas Bernhardt von der Düsseldorfer Geschichtswerkstatt haben noch nicht alles gesehen. Zum Ende dieses und zum Anfang des nächsten Jahrhunderts wird die Stadt ein Stück ihrer jüngeren Geschichte neu und bildhaft erleben können.
Jetzt wurde der Inhalt einer Filmdose gezeigt, ein Film aus den dreißiger Jahren, der andere aus dem Bombenkrieg. Die Zuschauer wurden aufgefordert, ihre Erkenntnisse und Vermutungen in den Raum zu rufen. War damit das Chaos programmiert, würden sich die Besserwisser in die Haare kriegen, würde manchem beim Anblick rauchender Trümmer, entstellter Leichen schlecht werden?
Nichts dergleichen, einige Besucher überzeugten bald durch genaue Sachkenntnis. Erstaunlich, wie viele Daten allein an den Straßenbahntypen der Rheinbahn festzumachen sind. Je länger alle zusahen, desto genauere Erinnerungen kehrten zurück. Sicher, es gab strittige Punkte, da wurde ein im Bombenhagel stehen gebliebener Kirchturm gleich drei verschiedenen Kirchen, schließlich aber der richtigen, zugeordnet. Als auf dem Film aus den dreißiger Jahren – vielmehr von 1940, da half die Rheinbahn weiter – die Zielangabe „Adolf-Hitler-Platz“ auftauchte, ging Gemurmel, aber kein freundliches, los. Das Personal auf den Bombenangriffsfilmen wurde so charakterisiert: „Die mit den Händen in den Taschen sind die Goldfasanen“, das waren Parteibonzen in Uniform. Bald war auch klar, daß der größte Teil des Filmmaterials von Amts wegen entstanden sein mußte: „Filmen durften nur Ritterkreuzträger und die Gaufilmstelle.“ Für den Normaldüsseldorfer galt „fotografieren und filmen verboten“.
Alle sind gespannt
Viel Wissen wurde gesammelt, neue Bekanntschaften wurden geschlossen, alte belebt und private Sammlungen von Düsseldorfer Bürgern zugänglich gemacht. Die Veranstalter, darunter die neue Direktorin des Filmmuseums, Dr. Sabine Lenk, und die Gäste waren begeistert, manch einer war aufgewühlt oder mußte den Kloß im Hals mit einem Becher Kaffee runterspülen. Und alle sind gespannt, was die anderen rostigen Filmdosen offenbaren werden.
Gerda Kaltwasser In: Rheinische Post. Düsseldorfer Stadtpost, 19. August 1999