Frauen-Kultur-Archiv

Progressive Autorinnen des 19. Jahrhunderts

Louise Aston

  26. November 1814 (Gröningen) – 21. November 1871 (Wangen)

 

„Nicht der Geist allein, das Herz sei frei!“

 

20-jährig ging Louise Hoche eine Vernunft- und Versorgungsehe mit einem englischen Fabrikanten ein; sie entwickelte Interesse für die soziale Lage der Arbeiter ihres Mannes. Louise Aston rezipierte daher frühsozialistische und sozialutopistische Ideen französischer Theoretiker. Nach der Scheidung 1844 ging sie mit einer Tochter nach Berlin, baute Kontakte zu jungdeutschen Autoren und junghegelianischen Philosophen auf und schrieb ‚subversive’ Lyrik: „Wilde Rosen“ (1846). Dem Vorbild George Sands verpflichtet, verfasste sie einen autobiografischen und sozialkritischen Roman: „Aus dem Leben einer Frau“ (1847). In der unruhigen vorrevolutionären Zeit vertrat sie die Überzeugung, dass das „Prinzip der Freiheit“ auch das Recht der Frauen auf Entfaltung der Persönlichkeit in sich berge: „Wir Frauen verlangen jetzt von der neuen Zeit ein neues Recht: … Anteil an der Freiheit dieses Jahrhun­derts“.

 

Als bekennende Demokratin, Atheistin und „Emancipierte“ galt sie in Preußen als „staatsgefährdend“ und wurde mehrfach ausgewiesen. Unmittelbar nach der März-Revolution 1848 schloss sie sich als Krankenpflegerin einem Berlinischen Freicorps an, das den Schleswig-Holsteinischen Aufstand gegen den Dänischen König unterstützte. Die 48er-Revolution und ihr Scheitern thematisierte sie in dem politischen Roman „Revolution und Contrerevolution“ (1849) und in der Gedichtsammlung „Freischärler-Reminiscenzen“ (1850).

 

Louise Aston ist eine Repräsentantin der freiheitlich-demokratischen Literatur des 19. Jahrhunderts, die sich wie Heinrich Heine oder Ludwig Börne gegen staatliche Bevormundung und Willkür richtete. Louise Aston schrieb unerschrocken, obwohl sie aus Berlin, Hamburg, Leipzig und Breslau ausgewiesen wurde. Nach dem Sieg der Restauration gab es für sie keine Publikationsmöglichkeiten mehr. Mit ihrem 2. Mann, dem Arzt Daniel Eduard Meier, lebte sie in der Ukraine, Siebenbürgen, Ungarn und Österreich. Sie starb 57jährig in Wangen, im Allgäu.
Sie gilt heute als die progressivste unter den Vormärz-Autorinnen.

 

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